Manche Menschen glauben, die Fotografie hätte mit dem Einzug der Digitalkameras den Großteil ihres Zaubers verloren. Kein mühsames, stundenlanges Ausharren in der Dunkelkammer – inmitten von Entwickler- und Fixierbad. Kein Herantasten an die richtige Belichtungszeit, die optimale Gradation, das richtige Papier. Und dann jedes mal das Wunder – wenn auf dem jungfräulichen Papier die ersten Konturen erscheinen, und man zu erahnen beginnt, ob sich die ganze Mühe gelohnt hat. Natürlich trauert man manchmal dem Haptischen der „guten alten Zeit“ nach – so man sie denn noch bewusst erlebt hat. Doch die Diskussion darüber ist genauso müßig wie die Frage, ob ich besser mit einem Fiat oder einem Ford an mein Ziel komme. Denn das ist das Entscheidende – das Ziel. Das perfekte Bild. Die entscheidende Sekunde. Es gibt Fotografen, die es lieben, immer die gleichen Landschaften mit
immer besserer Technik abzulichten. Die Detailfetischisten. Ich bin auch fasziniert von solchen Bildern – habe ja selbst einige davon in meinem Portfolio, doch mein Herz schlägt für die anderen Bilder. Den Moment, den sonst vielleicht keiner sieht, und der so kostbar wie flüchtig ist. Und wenn mir so ein „gestohlener“ Moment gelingt, ist es wie pures Glück, das ich verspüre. Ich kann es kaum noch abwarten das Ergebnis zu sehen – und bin heilfroh, nicht erst den Umweg über eine Dunkelkammer gehen zu müssen. Stunden im Regen, herumgeschoben inmitten von Menschenmassen – alles vergessen, egal. Wie ein Goldsucher, der einen Nugget in seinem Sieb findet. Und noch einen, und einen weiteren, bis es eine in sich schlüssige Bildstrecke ergibt. Bilder, die Bestand haben, auch morgen noch. Das ist es, warum ich fotografiere – und warum es ein untrennbarer Teil meines Wesens ist.